Die totale Mondfinsternis vom 9. November 2003

Mondfinsternis beobachten aus der ersten Reihe - Der eigene Balkon als Observatorium

Für den Samstag, 8. November 2003 hatte der Wetterbericht eher „durchzogene“ Witterung vorausgesagt; es würden sich Bewölkung und allenfalls Hochnebel mit einigen mehr oder weniger sonnigen Abschnitten abwechseln. Eigentlich schade, dachte ich, hatte sich doch der Freitagabend strahlend blau und die Nacht mit einer fast schon phänomenal guten Sicht präsentiert und es mir erlaubt, unseren Mond selbst vom heimischen Balkon mit gegen dreihundertfacher Vergrösserung am Fernrohr zu betrachten und die Schattenwürfe der Krater und Gebirge entlang des Mondrandes zu bewundern.

Der erste Tag des Wochenendes verlief dann so, wie vom Wetterfrosch prognostiziert und gegen Abend schwand meine Zuversicht, die Mondfinsternis am frühen Sonntagmorgen doch noch miterleben zu können. Manchmal kann man sich doch täuschen; kurz vor Mitternacht klarte es auf und zu Beginn der Finsternis stand die bleiche Mondscheibe mitten über einem wolkenlosen Himmel. Bangend, dass plötzlich aufkommender Nebel doch noch alles verderben könnte, baute ich mein Fernrohr auf dem Balkon auf, nordete die Montierung einigermassen genau ein (der Polarstern ist von dieser Lage aus nicht sichtbar) und schraubte die kleine Nikon Coolpix 995 hinter das Projektionsokular. Die Fotosession konnte also beginnen.

00:56h MEZ
00:56h MEZ
01:02h MEZ
01:02h MEZ
01:08h MEZ
01:08h MEZ

In der Folge lichtete ich unseren Trabanten, welcher deutlich von einer Seite her verdunkelt wurde, mit wechselnden Belichtungseinstellungen ab und wiederholte dies in mehr oder weniger regelmässigen Abständen. Um eine bessere Qualität der Aufnahmen zu erhalten, entschloss ich mich, die Datenkompression der Kamera auszuschalten und war froh, ein Ersatzspeichermedium (Multimedia Card) griffbereit zu haben, welches ich nun ab und zu auswechselte, um die darauf gespeicherten Bilder – jedes jetzt um die 9MB gross - in einer Pause direkt auf den im Hinterzimmer laufenden PC herunterzuladen.

01:19h MEZ
01:19h MEZ
01:34h MEZ
01:34h MEZ
01:44h MEZ
01:44h MEZ

Nach Beginn der Totalität um kurz nach zwei Uhr, hatte der Mond eine schöne, kupferrote Färbung angenommen, die von der hellsten Stelle am Südpol gegen Norden hin dunkler wurde. Nach einigen weiteren Bildern entschloss ich mich, einen Blick mit dem Feldstecher zu wagen und war angenehm überrascht. Im – zugegeben eher grossen – 20x80 Feldstecher bot sich ein eindrucksvoller und schöner Anblick. Ich kann jedem empfehlen, eine Mondfinsternis mit Fernglas zu beobachten, man will in diesem Augenblick keine kleinen Oberflächendetails untersuchen und trotzdem sieht man den Trabanten deutlich „näher“ als mit blossem Auge.

01:54h MEZ
01:54h MEZ
02:06h MEZ
02:06h MEZ
Übersicht
Übersicht

Langsam frierend, bemerkte ich den durch das fehlende Mondlicht gut sichtbaren, im Süden stehenden Orion. Flugs entschloss ich mich, ein Experiment zu wagen. Wie gut sich wohl der Orionnebel mit der CoolPix würde „einfangen“ lassen? Ob die maximal möglichen 60 Sekunden überhaupt ein sinnvolles Resultat erlauben würden? Ich richtete den 10cm Borg Refraktor auf den Nebel aus, und belichtete eine Minute. Unglaublich – aber es war sofort etwas auf dem Kamerabildschirm sichtbar. Also zentrierte ich besser und belichtete hintereinander drei Aufnahmen zu je 60 Sekunden und ein passendes Dunkelbild (Aufnahme gleicher Länge mit zugedecktem Objektiv). Auf die Resultate der Nachbearbeitung mittels spezieller CCD Bildverarbeitungssoftware am nächsten Tag war ich schon jetzt gespannt.

Der Orionnebel (M42)
Der Orionnebel (M42)

Frierend aber glücklich über das schöne Ereignis schätzte ich die Annehmlichkeit, lediglich die Balkontüre öffnen zu müssen und in die warme Stube eintreten zu können. Nach kurzer Aufwärmzeit holte ich die wichtigsten Teile vom Balkon, genoss noch einen letzten Blick mit dem Fernglas auf den immer noch leicht verdunkelten Mond und beschloss die Beobachtungsnacht mit einem aufwärmenden Getränk. Der Sonntag konnte unmöglich langweilig werden, Material zum „Auswerten“ lag genügend vor.

Hasle-Rüegsau im November 2003


Seitenanfang / Home
Letzte Aktualisierung am 11.11.2003