Totale Mondfinsternis vom 16. Mai 2003


Mail an den Verfasser des Berichts:



Mein Wohnort bietet schlechte Sicht gegen Westen; der Blick vom schönen Balkon geht südwestwärts auf den Innenhof der Wohnanlage deren gegenüberliegende Häuser die Horizontsich blockieren und so komme ich unglücklicherweise nie in den Genuss eines romantischen Sonnenuntergangs. Aufgrund dieser Erfahrung beschliesse ich schon frühzeitig, die am Morgen des 16. Mai stattfindende Mondfinsternis von einem benachbarten Emmentaler-Hügel aus zu beobachten – und natürlich – fotografisch festzuhalten.

Ein wenig staune ich schon, als ich unseren Trabanten nach dem Aufstehen um vier Uhr morgens noch über den Nachbarhäusern erblicke. Das Schauspiel hat schon begonnen und von links schiebt sich ein Schatten über die bleiche Scheibe.

Beginn der Mondfinsternis
Der Mond um ca. 04:30h. Der Eintritt in den Kernschatten war um 04:02h MESZ. Man sieht gut die Streuung des Lichts durch die Erdatmosphäre.
Der Mond über Hasle-Rüegsau. Durch die Langzeitbelichtung werden vorbeifahrende Autoscheinwerfer zu langgezogenen Lichtbahnen.

Belichtungszeit: ca. 30 Sekunden.

Manchmal kann es von Vorteil sein, ein Ausrüstungsteil nicht griffbereit zu haben; aus Mangel an einer leichten Montierung muss ich aufs Fernrohr verzichten und mich mit meiner kleinen Digitalkamera begnügen. So fällt der Aufstieg zu meinem Beobachtungsplatz etwas leichter und die Frische der Luft – es ist schon fast kalt – hilft beim endgültigen Aufwachen. Ein passendes Plätzchen auf einer Nebenstrasse lädt zum Verweilen ein und rasch bringe ich meine Kamera in Position.

Impressionen
Es lässt sich gut spielen - mit der Perspektive und dem teilweise verfinsterten Erdbegleiter.


Belichtungszeit: ca. 30 Sekunden.

Der Mond wird derweil mehr und mehr zur Sichel; fast könnte man meinen, er wäre nicht „voll“ und seine Sichel höchstens ein paar Tage alt. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man eine kupferne Färbung der verdunkelten Scheibe – also doch Vollmond. Die Erdatmosphäre filtert die blauen Anteile des Lichts heraus und der unseren Trabanten treffende Rest verleiht diesem seine unverwechselbare Farbe.

Verlauf der Mondfinsternis
Der Schatten der Erde schiebt sich über den Mond, während der Tag langsam erwacht und sich der Himmel mehr und mehr aufhellt - schwierige Bedingungen für den Fotografen.

Langsam bricht der neue Tag an und für mich wird es zusehends schwieriger, das nun beinahe unsichtbare Scheibchen mit der Digitalkamera festzuhalten. Durch den sich aufhellenden Himmel wird der Kontrast schwächer und schliesslich verschwindet die nun fast vollständig dunkelrote Scheibe in der Helligkeit und im Dunst.

Wo is'er denn?
Langsam wird die Sache heikel. Ich sehe - von blossem Auge - den Mond nicht mehr. Die Kamera ist da besser und bannt das Geschehen auf den Film beziehungsweise den CCD-Chip. Nur mit Nachbearbeitung und einigen Tricks kann den Bildern nachher noch etwas entlockt werden.

Begleitet vom Singen der Vögel und den Düften eines neuen Morgens kehre ich heim ins noch ruhige Haus, wo die meisten Mitbewohner das schöne Schauspiel verschlafen haben – schade.



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Letzte Aktualisierung am 16.05.2003