Astrofotografieurlaub auf der Emberger Alm (ITT 2003)


Bilder: (Astro Optik von Bergen), Text:

Erste Erfahrungen mit der neuen Canon EOS 10D

Sommerlich blauer Himmel und eine strahlende Sonne begleiten Eduard, Pierre und mich an diesem 21. September auf der langen Fahrt durchs österreichische Bergland Richtung Kärnten, wo wir das Internationale Teleskoptreffen (ITT) auf der Emberger-Alm besuchen wollen. An unserem Ziel angelangt, empfängt uns eine Fernsicht, die jedes Wandererherz würde höher schlagen lassen und unsere Freude auf die trotz der Reisemüdigkeit noch anstehende erste Beobachtungsnacht kräftig steigert. Wir beziehen nach einer sehr herzlichen Begrüssung durch die Hausherrin Angelika unsere Zimmer im Alpenhof und suchen uns – wir können das Eindunkeln kaum erwarten – einen für unser Fotografievorhaben geeignetes Beobachtungsplätzchen auf einer der vielen umliegenden Wiesen. Das gute Abendessen im Alpenhof stärkt unsere Geister für die Nacht und endlich bricht die Dunkelheit herein – durchsetzt von vielen hellen Sternen und einem atemberaubend klaren Milchstrassenband.

Bilder, die man vom Nachthimmel macht, können beim Fotografen tiefe Befriedigung hervorrufen. Allerdings steht vor der Musse die Arbeit und so stellen Eduard und ich die Ausrüstung auf und norden die Montierung – Drift-Methode inklusive – ein. Ein vierzölliger Borg-ED Refraktor dient als Leitrohr, ein Fünfzöller gleicher Marke und Bauart als Hauptoptik.

Das erste Bild mit einer vorab „aus dem Bauch heraus“ festgelegten Belichtungszeit von acht Minuten entschädigt vollumfänglich für die Mühen der Aufstellerei; die Andromeda-Galaxie mit ihren zwei Begleitern, Staubbändern und vielen Details ist auf dem kleinen Kamera-Monitor der Canon EOS-10D zu sehen und würde so wohl manchen Astrofotografen früherer Jahrzehnte trotz millionenteurer Sternwarte vor Neid erblassen lassen.

Einige Sternfreunde, die über das Gelände bummelnd bei uns vorbeikommen, verleihen ihrem Staunen mit lautem „Ahhh“ und „Ohh“ Ausdruck und locken weitere Interessierte an. Während dieser ersten Nacht lernt Eduard das Nachführen mittels Fadenkreuzokular, erreicht bereits beachtliche Fertigkeit darin und bannt weitere Himmelsobjekte auf – oder besser in – den Speicher seiner Kamera. Der Cirrusnebel, die Galaxis NGC891 im Sternbild Andromeda, die Galaxis NGC7331 und das nahe gelegene Stephans-Quintett geben erstklassige Fotoobjekte ab und in den Folgetagen wird sich bei der Diskussion der Bilder mit kundigen Astrokollegen zeigen, dass Objekte bis zu 16.2mag auf den Aufnahmen ausgemacht werden können, obwohl diese noch nicht durch den Abzug eines Dunkelstrombildes optimiert worden sind.

Messier 31 - Die grosse Andromedagalaxie
Messier 31 - Die grosse Andromedagalaxie
Messier 42 - Der Orionnebel
Messier 42 - Der Orionnebel
NGC891 - Galaxie im Sternbild Andromeda
NGC891 - Galaxie im Sternbild Andromeda
NGC6960 - Der
NGC6960 - Der "Sturmvogel" im Schwan
NGC7331 - Galaxie im Pegasus
NGC7331 - Galaxie im Pegasus

Am folgenden Tag stellen wir fest, dass die Speicherung der Bilder als JPG in der Kamera für unsere Zwecke nicht geeignet ist, unterbindet die mit diesem Speicherformat verbundene Kompression doch das nachträgliche Abziehen von Dunkelbildern. Das Canon eigene RAW-Format bietet aber die Möglichkeit, diese Problematik zu umgehen und zwei weitere Bilder, eines vom Cirrus-Nebel, das andere vom Nordamerika-Nebel, können wir durch einen Dunkelbildabzug von Rauschen und anderen, durch die Kameraelektronik verursachten Artefakten befreien.

NGC7000 - Der Nordamerikanebel
NGC7000 - Der Nordamerikanebel
NGC6992 - Der Cirrusnebel im Schwan
NGC6992 - Der Cirrusnebel im Schwan

Der Dienstag und der Mittwoch vergehen dann beim Aufarbeiten der Bilder. Draussen liegt die Landschaft in dickem Nebel verhüllt, manchmal fällt leichter Regen, doch gegen Mittwochabend soll es angeblich wieder aufklaren und so kann auch mässiges Wetter willkommen sein; der obligate Schlafmangel lässt sich dadurch nebenbei auch wieder etwas verkleinern. Mit eindrücklicher Fernsicht und stahlblauem Himmel begrüsst uns beim Aufwachen der Donnerstag und wir stellen in der Vorfreude eine Liste der Objekte zusammen, die wir in der kommenden Nacht abzulichten gedenken. Als die Nacht hereinbricht, fällt das Thermometer rasch, es bildet sich Raureif und während der Aufnahmen beschlägt das Leitrohr. Ein batteriebetriebener Föhn, der uns von einem deutschen Astronomiekollegen freundlicherweise unkompliziert zum Gebrauch überlassen wird, schafft aber rasch Abhilfe und so dürfen wir vor dem zu Bett gehen feststellen, dass wir ganze zehn Objekte in einer einzigen Nacht fotografisch haben festhalten können. Wer selber den Nachthimmel mit konventionellen Mitteln fotografiert, wird diese Ausbeute zu würdigen wissen, schafft man doch bei den mit chemischem Film durchaus üblichen Belichtungszeiten von bis zu mehreren Stunden zwei, drei, vielleicht vier oder fünf Belichtungen in einer Nacht. Etwas beängstigen mag diese Effizienz schon, fragt sich doch der nachdenkliche Hobbyist, wie lange das Interesse an dieser Technik anhalten mag, wenn er erst einmal die meisten lohnenswerten Nachthimmelsobjekte abgelichtet, archiviert und eventuell publiziert hat. Trotzdem – aufhalten wird sich der Trend wohl kaum lassen.

Die Galaxien Messier 81 und 82 im Sternbild Grosser Bär
Die Galaxien Messier 81 und 82 im Sternbild Grosser Bär
Messier 101 - Die grosse
Messier 101 - Die grosse "Feuerradgalaxie" im Sternbild Grosser Bär
NGC281 - Offener Sternhaufen im Sternbild Cassjopeia
NGC281 - Offener Sternhaufen im Sternbild Cassjopeia
M16 - Offener Sternhaufen mit Emissions- und Dunkelnebel
M16 - Offener Sternhaufen mit Emissions- und Dunkelnebel
NGC253 - Grosse Galaxie im Sternbild Sculptor
NGC253 - Grosse Galaxie im Sternbild Sculptor
Messier 33 - Galaxie im Sternbild Triangulum
Messier 33 - Galaxie im Sternbild Triangulum
Die Region um IC 434 - Der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion
Die Region um IC 434 - Der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion
NGC2244 - Der Rosettennebel im Sternbild Einhorn
NGC2244 - Der Rosettennebel im Sternbild Einhorn
M101 und M97 (der Eulennebel) im Sternbild Grosser Bär
M101 und M97 (der Eulennebel) im Sternbild Grosser Bär

Am Freitag beginnt offiziell das Internationale Teleskoptreffen (ITT) 2003, der Zustrom an Astronomiebegeisterten nimmt ständig zu und die grosse für den Anlass abgegrenzte Wiese füllt sich zusehends mit Teleskopen und Automobilen. Wir nutzen nun auch noch die kommende Nacht für einige Aufnahmen. Da wir keine 2“ Barlowlinse zur Verfügung haben, stellt uns Wolfgang Ransburg (Teleskopservice) unkompliziert ein passendes Teil zur Verfügung und wir können die Vergrösserung steigern. Es zeigt sich, dass für die Nachführung nun erheblich mehr Sorgfalt angebracht ist, sollen die Aufnahmen punktförmige Sterne und keine Strichspuren zeigen.

Messier 45 - Die Plejaden im Sternbild Stier
Messier 45 - Die Plejaden im Sternbild Stier
Messier 57 - Der bekannte Ringnebel im Sternbild Leier
Messier 57 - Der bekannte Ringnebel im Sternbild Leier
Messier 1 - Der Krebsnebel im Sternbild Stier
Messier 1 - Der Krebsnebel im Sternbild Stier
Unsere Teleskopausrüstung für die Astrofotografie
Unsere Teleskopausrüstung für die Astrofotografie

Ich starte so nach Mitternacht mein Notebook, tausche die EOS 10D gegen eine Philips WebCam aus und nehme nacheinander Mars und Saturn aufs Korn. Die Luftruhe beeindruckt, kann ich doch den knapp handbreit über dem Osthorizont ruhig stehenden Ringplaneten auf „elektronisches Zelluloid“ bannen wie sonst nur, wenn dieser hoch am Himmel steht.

Gegen Samstagmorgen stelle ich mich beim grossen Dobson-Teleskop eines Sternfreundes an, während Eduard nochmals mit der D10 den Krebsnebel ablichtet. Wir schauen diverse schwache Objekte wie den Bubble-Nebula oder einen 11mag hellen Linear-Kometen an. Dieser Abstecher in die visuelle Beobachtung tut nach so viel Fotografie gut und als der Dom des schön sichtbaren Zodiakallichtes durch die erste Helligkeit des anbrechenden Morgens verdrängt wird, legen wir uns schlafen.

Eduard und Pierre mit 15
Eduard und Pierre mit 15" Obsession Dobson
Übersicht über das Hauptgelände des ITT
Übersicht über das Hauptgelände des ITT
Blick über das Gelände des ITT
Blick über das Gelände des ITT
Blick über das Gelände des ITT
Blick über das Gelände des ITT
Grosser Binokular-Dobson
Grosser Binokular-Dobson
Grosser Schiefspiegler (Kutter)
Grosser Schiefspiegler (Kutter)
Gigantischer Dobson mit 76cm Öffnung, Zeiss-Refraktoren im Hintergrund
Gigantischer Dobson mit 76cm Öffnung, Zeiss-Refraktoren im Hintergrund

Den Samstag verbringen wir mit Schlendern über das ITT-Gelände. Da wir am Sonntag eine lange Heimfahrt vor uns haben werden, verstaue ich unsere Ausrüstung schon jetzt in Eduards Wagen. Am Abend schauen wir bei einigen interessanten Teleskopen vorbei, ich schiesse noch ein paar Bilder mit der WebCam durch Michael Kochs C11 und den Abschluss für uns bietet eine Vorführung einer Überwachungskamera an einem grossen, in einer Privatsternwarte fest installierten Newton. Beeindruckende Bilder, die wir da in Echtzeit über einen Monitor zu sehen bekommen. Ob ich ähnliches mit meiner zu Hause gebliebenen kleinen CCD wohl auch zustande bringen könnte?

Hasle-Rüegsau im Oktober 2003

Fotos: Eduard von Bergen (Astrooptik von Bergen)
Text: Hansjörg Wälchli



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Letzte Aktualisierung am 09.10.2003